
Dass wir weltweit zu viel Energie und zu viele Ressourcen verbrauchen, ist bekannt. Dies zeigt sich z.B. daran, dass der „Erdüberlastungstag 2022“ hierzulande der 4. Mai war. Wenn die gesamte Weltbevölkerung so leben würde wie die Menschen in Deutschland, wären an diesem Tag nach Berechnungen der Organisation Global Footprint Network bereits alle Ressourcen verbraucht, die Deutschland bei einer nachhaltigen Nutzung rein rechnerisch für das ganze Jahr zur Verfügung stehen.
Ein Umdenken in allen Bereichen ist längst überfällig und eine zusätzliche Herausforderung für den stationären Einzelhandel. Denn Kunden, die ihren ökologischen Fußabdruck im Blick haben, überdenken nicht nur das eigene Verhalten, sondern stellen auch Marken, Produkte und Händler auf den Prüfstand.
Die Möglichkeiten, einen positiven ökologischen Fußabdruck zu erzielen, sind vielfältig und die Vermeidung von Müll trägt einen Großteil dazu bei. Denn wer weniger Abfall produziert, vergeudet weniger Energie zur Abfallbeseitigung und verbraucht weniger Rohstoffe zur Herstellung unnötiger Dinge. Kunden der Zero-Waste-Bewegung achten beim Einkauf auf „unverpackt“, kaufen nur Dinge, die sie wirklich brauchen und entscheiden sich für Produkte, die sich kompostieren, auffüllen und recyceln lassen. Hier ist der Händler gefragt, maßgeschneiderte Lösungen und passende Produkte im Sortiment zu haben.
Ein Zero-Waste-Space ist ein Gebäude, bei dem die Nachhaltigkeit im Vordergrund steht. Die Begriffe vermeiden, verringern, wiederverwenden, wiederverwerten und verrotten und kompostieren stehen für eine nachhaltige Lebensweise. Im Bereich Ladenbau sollte das Augenmerk deshalb auf flexiblen Möbeln – die sich unterschiedlichen Produktinszenierungen problemlos anpassen – hochwertigen Produkten, Vintage-Elementen und recyclingfähigen Materialien liegen. Das Geschäft hält mit wenig Energie eine angenehme Raumtemperatur und das Lichtsystem verbindet Energieeffizienz mit dem emotionalen Aspekt von Licht.
Damit der Kunde von Zeit zu Zeit eine neue Optik im Geschäft erlebt, muss nicht gleich alles Bestehende im Müllcontainer landen. Warenträger, die nicht mehr gebraucht werden und noch gut in Schuss sind, können als Secondhand weiterverkauft werden. Dafür gibt es im Internet spezielle Anbieter. Manchmal reicht es bereits, dem vorhandenen Inventar einen neuen Anstrich zu gönnen oder es mit einigen ausgewählten Vintagestücken aufzupeppen.
Geschäftsgründern ist zu raten, auf Systeme mit einer mehrjährigen Nachkaufgarantie zu setzen und Recyclingmaterialien und regionalen Produkten und Firmen ohne lange und aufwendige Lieferwege den Vorzug zu geben.
Statt vieler Einweg-Kugelschreiber, teilt sich ein guter Füller mit aufziehbarer Patrone seinen Platz mit einem Fallminenstift, einem Trockentextmarker, unlackierten Farbstiften, deren Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft kommt, einem Holzlineal, einem Radiergummi aus Naturkautschuk und Selbstklebeband aus Papier. Schulhefte kommen ohne farbige Plastikhüllen aus und werden stattdessen mit Farbstiften bemalt. Alles Nötige ist vorhanden, alles Unnötige wird weitergegeben – somit bleibt die Schreibtischschublade übersichtlich und der Schreibtisch geordnet. Die gute Nachricht für den Händler ist: Kunden, die Wert auf nachhaltige Produkte legen, sind durchaus bereit, mehr Geld für gute Qualität zu investieren.
Damit sich der Zero-Waste-Gedanke in der Inszenierung widerspiegelt, sind Ideen und Kreativität gefragt. Mit Upcycling und Naturmaterialien entstehen Blickfänge, ohne dass die Müllberge weiter wachsen. Im Herbst bilden Zweige, Moos und Gräser eine Tischgestaltung für Bastelmaterialien. Blechdosen oder Einmachgläser baumeln an bunten Bändern über dem Tisch und sind mit Stiften, Büroklammern, Radiergummis und Stempeln gefüllt. Und hochwertige Stoffe, Glasgefäße, Körbe und Holzpodeste lassen sich über viele Jahre hinweg für unterschiedliche Inszenierungen einsetzen. Geschäfte mit mehreren Filialen sollten eine einmal gestaltete Inszenierung „reihum“ einsetzen und Fachhändler sollten bei Herstellerfirmen anregen, einen Deko-Pool einzurichten und Deko-Elemente zum Ausleihen zur Verfügung zu stellen.
Wenn wir uns bewusst machen, dass es sich bei Einwegverpackungen und anderem Müll um wertvolle Ressourcen handelt und auch mit Lieferanten darüber sprechen, in wie viel Plastikmüll die Ware verpackt ist, dann ist ein erster wichtiger Schritt getan. Im Gespräch mit den Kunden und auf Social Media können alle das Engagement weitertragen und durch viele kleine Schritte unsere Welt nachhaltiger gestalten.
Wie Sie Ihren POS umweltbewusster gestalten, erfahren Sie von Sabine Gauditz in den InsightsTalks. Am Freitag, den 07. Oktober 2022, spricht sie auf der Insights-X von 13:30 – 14:00 Uhr in der InsightsArena zum Thema: Green Point of Sale