
Papier lebt! Mit Augmented Reality, kurz AR, können PBS-Hersteller Papier in den unterschiedlichsten Produkten um die ganze digitale Welt bereichern. AR will die Realität sinnvoll um eine virtuelle Komponente erweitern. So erleben die Kunden die Vorteile von beidem. Sie agieren weiter in der echten Welt und spüren trotzdem die Magie des Digitalen. Immer mehr Unternehmen werden sich dessen bewusst und integrieren deshalb Augmented Reality als festen Bestandteil in ihre Produkte oder Strategie.
Die Technologie allein verspricht dabei allerdings noch keinen Erfolg: Wichtig ist, dass AR mit sinnvollen Anwendungen Mehrwert schafft. Dabei sollten die Bedürfnisse der Nutzer im Mittelpunkt stehen. Dieser Mehrwert kann unterhaltend, informativ oder nützlich sein. Neben Visitenkarten und Grußkarten werden mit dieser Technologie auch Sticker, Flyer, Magazine im Handumdrehen zum Leben erweckt. Ein Smartphone oder ein Tablet genügen.
Trotz Digitalisierung und papierlosem Office sind Visitenkarten nach wie vor gefragt, aber: hochwertig und außergewöhnlich sollen sie sein. Bei letzterem hilft AR. Mit dem Scan der Visitenkarte kann nicht nur die Kontaktinformation automatisch gespeichert werden, auch ein digitales Portfolio könnte Einblick in die Arbeit des Gegenübers geben.
Mit Einblicken überraschte auch die sehr traditionelle Thurgauer Kantonalbank ihre Kunden. Die Bank blickt auf eine mehr als 140 Jahre alte Geschichte in der Schweiz zurück: Mit AR-Grußkarten fanden sie einen Weg, 180.000 Kunden virtuell mitfeiern zu lassen. Wer die Karte, die per Post ins Haus kam, mit der Handykamera erfasste, war durch ein vorproduziertes Video für einige Momente mitten im Partygeschehen.
Auch die alljährlichen Weihnachtskarten bleiben durch kreative Ideen in Erinnerung, indem sie die Herzen der Empfänger über die Smartphone-Kamera öffnen. Erkennt die Kamera das Motiv der Weihnachtskarte, dann spielt zum Beispiel automatisch ein persönlicher Videogruß ab. Gerade in Zeiten von physischer Distanz, wird so ein bisschen mehr Nähe und Emotion geschaffen.
Das Prinzip ist immer gleich: Mithilfe einer AR-App auf Smartphone oder Tablet erkennt die Kamera das Printprodukt und löst so am Bildschirm ein digitales Erlebnis aus. So lässt Mardles mit AR-Weihnachts-Stickern Eisbären Breakdance tanzen oder Schneemänner Schneebälle werfen.
Dass ein Extra wie dieses für die Kids von heute zählt, hat der kanadische Spielwarenhersteller Spin Master Ltd. für sich erkannt: Dragamonz Figuren werden durch das Scannen der Sammelkarten zum Leben erweckt und messen virtuell ihre Kräfte.
Wenn Kinder im Popix 3D-Malbuch Motive ausmalen, können sie ihre bunten Figuren anschließend mit passender App am Bildschirm vorbeilaufen, -schwimmen oder -fliegen lassen.
Gerade beim Lernen kann eine Technologie wie AR wertvoll sein. Das Hören und spielerische Interagieren mit den passenden Inhalten zur passenden Zeit erleichtert etwa das Üben einer neuen Sprache und unterstützt so den Lernfortschritt. Zahlreiche Kursbücher des bayerischen Hueber Verlages wurden deshalb mit AR-Apps erweitert.
Einen anderen AR-Nutzen erkannten Nora Baum und Markus Uhlig: Sie entwickelten die App Pattarina, bekannt aus TV-Show “Die Höhle der Löwen”. Mit AR werden hier Schnittmuster direkt vom Smartphone-Bildschirm auf Stoff übertragen - das mühsame, Ausschneiden und Abpausen können sich Hobbyisten nun ersparen.
Ganz ähnlich funktioniert Sketch AR - eine App, die Hobby-Künstlern dabei hilft, ganz neue Horizonte zu erreichen: Mit AR werden Motive auf das Papier oder eine Wand projiziert und können dann Schritt für Schritt nachgezeichnet werden.
Auch in Werbung und im Marketing werden die Vorzüge von Augmented Reality gern genutzt: Sogenannte “Try-before-you” Anwendungen werden im Handel am Point of Sale immer beliebter. Dobi Professional, der größte Kosmetik- und Beauty-Fachhandel in der Schweiz, kurbelt so den Verkauf an. Aufsteller im Shop oder Seiten im eigenen Beauty-Magazin liefern an Ort und Stelle nützliche Tipps, Inspiration oder exklusive, wechselnde Angebote aufs Handy.
Und es macht Sinn: Wenn Produkte nahezu angreifbar werden, lassen sich Kaufentscheidungen leichter treffen. Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen wird es immer wichtiger, über alternative Wege mit den eigenen Kunden in Kontakt zu bleiben. Electrolux visualisierte deshalb Geräte wie Gastro-Geschirrspüler und Waschmaschinen für Interessenten. Die 3D-Modelle können mit der AR-App von allen Seiten betrachtet und Funktionen sogar virtuell ausprobiert werden.
Digitale Geräte sind für alle Teil der Wirklichkeit geworden. Es ist also höchste Zeit, darüber nachzudenken, wie Sie die virtuelle Welt zu Ihrem Vorteil nutzen können. An erster Stelle steht dabei folgende Überlegung: Mit welcher Idee können Sie Ihren Kunden einen zusätzlichen Nutzen bieten? Erst dann sollten Sie sich Gedanken über die technische Umsetzung machen. Die gute Nachricht ist: Sie brauchen dafür selbst kein AR-Experte werden. Die Technologie, die Printprodukte zum Leben erweckt, ist schon seit vielen Jahren auf dem Markt. Was früher komplex und aufwendig war, kann jetzt mit einfachen Tools wie zum Beispiel Paper.plus unkompliziert ausprobiert werden. Wenn es etwas ausgefallener sein soll, stehen Ihnen zusätzlich zahlreiche erfahrene AR-Experten zur Seite.
Über den Autor:
Martin Herdina, CEO Wikitude GmbH, ist erfolgreicher Tech-Unternehmer und seit 2008 Pionier im Bereich Augmented Reality. Bevor er bei Wikitude anheuerte, baute er fatfoogoo mit auf, einen Payment Anbieter für Onlinespiele, und verkaufte es erfolgreich an Digital River (DRIV). Davor hatte er verschiedene strategische Rollen in Europa und den USA inne, so zum Beispiel bei Qpass Inc., UCP oder T‑Mobile.