Verpackung4Future: 12 plastikfreie Verpackungsideen

1907 gilt als das Geburtsjahr des Kunststoffs. Heute ist ein Leben ohne den Alleskönner kaum mehr vorstellbar. Doch genau das ist das Gebot der Stunde: Wir müssen der Umwelt zuliebe unseren verschwenderischen Umgang mit Kunststoffen ändern! Das einst wegen seiner Unverrottbarkeit hochgelobte Material darf künftig nur noch zum Einsatz kommen, wenn es keine umweltfreundlichere Alternative gibt. Denn unsere bunte Plastikwelt produziert allerorten Müllberge, die uns über den Kopf wachsen, weil Plastik nicht verrottet. Die gute Nachricht ist: Die Verpackungsindustrie, einer der Hauptverursacher von Plastikmüll, hat Alternativen zu Plastikverpackungen.

Plastik: Warum der Alleskönner zum Problem wird

Seine steile Karriere verdankt Plastik technisch hervorragenden Eigenschaften wie Formbarkeit, Härte, Elastizität, Bruchfestigkeit, Formbeständigkeit bei Hitze und chemische Beständigkeit. Diese Eigenschaften variieren je nach Zugabe von Additiven bei der zudem recht günstigen Fertigung. Damit erfüllt Plastik die Anforderungen diverser Lebensbereiche wie kein anderer Werkstoff – und wird entsprechend häufig eingesetzt. Aber: Plastik wird (noch) großteils aus fossilem Erdöl hergestellt und das mit hohem Verbrauch von Wasser und Energie. Doch nicht nur das macht den Stoff zum Klimakiller. 

Von 1950 bis 2015 hat die Menschheit etwa 6,3 Milliarden Tonnen Plastikabfall produziert¹. Davon wurden nur 9 Prozent recycelt und 12 Prozent verbrannt (thermisch verwertet). Der Rest, also fast vier Fünftel, landete auf Mülldeponien oder unkontrolliert in der Umwelt. Und dort wird Plastik zum Problem: Denn Plastik verrottet nicht. Stattdessen zerfällt es in bis zu 500 Jahren zu klitzekleinen Teilchen (Mikroplastik), die mittlerweile überall zu finden sind: in der Luft, im Boden, in Gewässern, in unserer Nahrung, in unserem Körper². Viele dieser Mikroplastikteilchen enthalten an sich schon Schadstoffe wie Weichmacher, Farbstoffe und Flammschutzmittel. Zudem binden sie schädliche Chemikalien aus der Umwelt wie ein Magnet. 

Verpackungsindustrie in der Rohstoffwende: plastikfrei verpacken 

Die Verpackungsindustrie ist einer der Hauptverursacher von Plastikmüll: 2017 produzierte jeder EU-Bürger fast 174 Kilogramm Verpackungsmüll, knapp ein Fünftel (19 Prozent) davon war Plastik-Müll³. Die Suche und Entwicklung plastikfreier Verpackungen ist bereits in vollem Gange – das sind 12 vielversprechende Beispiele:

1. Verpackungen aus Papierspritzguss bestehen aus Wasser, Papierfasern und sogenannter Industriestärke aus Stärkekartoffeln. Die Zutaten werden gemischt, in ein Aluminiumwerkzeug gespritzt und anschließend in Form "gebacken". Der CO2-Fußabdruck von Papierspritzgussverpackungen ist um 85 Prozent kleiner als der von vergleichbaren Verpackungen aus Kunststoff. Die Papierspritzgussverpackung ist demnach komplett biologisch produziert, lebensmittelecht, recycel- und abbaubar. 

2. Faserformverpackungen lassen sich aus aufbereitetem Altpapier recyceln, das ohne Zugabe von Bindemitteln in Wasser aufgelöst wird. Der dabei entstehende Brei (Pulp) wird danach in Form gegossen und gepresst, wobei zugleich das Wasser abgesaugt wird. Die entstandene Faserform muss anschließend nur noch trocknen. Faserformverpackungen sind zu 100 Prozent recycel- und biologisch abbaubar.

3. Recycelte Wellpappe, die kaschiert (vollflächig mit Papier beschichtet) und in Form geschnitten wird (selbst innenliegende Ausschnitte und Nester lassen sich realisieren), eignet sich als Ersatz für Luftpolsterverpackungen aus Plastik. 

4. Recyceltes Knüllpapier von der Rolle oder in Form von Chips kann anstelle von Styropor (Polystyrol) und Luftpolsterfolie als Füllstoff und Material zum Polstern in Kartons dienen.
 

5. Spezielle Pilzkulturen, die man mit Bioabfall "füttert", ersetzen Styroporverpackungen, indem man sie mehrere Tage wachsen lässt, dann zerkleinert und in eine gewünschte Form bringt, die sie nach etwa fünf Tagen komplett ausfüllen. Anschließend wird die inzwischen recht kompakte Masse erhitzt, um das Pilzwachstum zu beenden und die plastikfreie Verpackung keimfrei zu machen.

6. Zuckerrohr ist der Rohstoff, aus dem unter anderem auch TetraPak Bio-Kartons für zu kühlende Milchprodukte und Säfte herstellt. 

7. Geforscht wird auch an essbarer Verpackungsfolie aus Milch, genauer aus dem Milch-Protein Casein, das unter anderem als Sauerstoffblocker bekannt ist. Die Casein-Folie soll herkömmliche Plastikfolien auf Erdölbasis ersetzen.  
 

8. Mit Verpackungen aus Seetang lassen sich Verpackungen fertigen, die denen der Natur kaum nachstehen: Ähnlich wie die Haut um eine Weintraube legt sich bei der sogenannten Spherifikation eine wasserdichte Haut aus Algen um eine Flüssigkeit, so dass diese "häppchenweise" portionierbar wird. Das spart Plastikflaschen und -behälter wie Dosen, Tuben und Becher

9.  Aus Zucker und Stärke lässt sich Milchsäure gewinnen, die wiederum den Rohstoff für biologisch abbaubare Biokunststoffflaschen bildet. Ihre Herstellung ist wesentlich günstiger als die von herkömmlichen Plastikflaschen. 

10. Kartoffelschalen wurden von Design-Studenten in Italien zu Servierschalen geformt, in denen die daraus geschälten und frittierten Pommes über den Ladentisch gereicht werden können. Nach Gebrauch kann die Kartoffelschalenschale biologisch entsorgt werden.

11. Kompostierbares Zellulosepapier ersetzt Alufolie, silikonbeschichtetes Backpapier und Frischhaltefolie. 

12. Verpackungen aus Stroh und Hanf sind komplett biologisch abbaubar und dienen in Kombination mit Kühlelementen als Isolierverpackung
 

Über die Autorin

Die Freie Bio-Journalistin und #motherof4 Doreen Brumme bloggt auf doreenbrumme.de rund um Bio-Lifestyle in Job, Schule und Familie.

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