
Für Papierliebhaber beginnt ein neues Jahr mit einem neu gekauften Kalender. Schreibwarenhändler stimmen ab September ihre Kunden mit Kalendern auf das nächste Jahr ein. Dabei lässt sich die kalendarische Selbstorganisation viel kreativer inszenieren. Bullet Journal ist das Zauberwort, mit dem Händler Notizbücher, Stifte und Kreativmaterial vermarkten können.
Bullet Journal ist nicht nur ein Terminplaner, sondern ein Life-Hack und eine Methode zur Selbstorganisation und zwar auf allen Kontinenten. Bücher dazu erscheinen in mehr als 20 Sprachen. Sie spricht sowohl sehr strukturierte Menschen an als auch die Menschen, die sich vor lauter Post-It Notizen und To Do-Listen verzetteln. Die einen nutzen elektronische Kalender, stellen aber immer wieder fest, dass sie an fix programmierte Grenzen stoßen. Die anderen brauchen eine Schatzkiste, um ihre zahlreichen Ideen, Notizen und Listen an einem Ort zu sammeln. Mit Stift und Kladde und der Bullet Journal Methode können alle ihre Alltags-, Jahres- und Lebensplanung ganz individuell an ihre eigenen Vorlieben anpassen. Kurzum, viele Kunden sind potenzielle BuJo-Anhänger.
Der Grafikdesigner Ryder Carroll erfand das Bullet Journal System, um sich auf seine wichtigen Aufgaben zu fokussieren. Als er bemerkte, dass sein Vorgehen auch anderen half, ihr Leben zu organisieren, entwickelte er die Idee weiter und verschlankte sie. Mit einem Inhaltsverzeichnis und verschiedenen Übersichten kann jedes Notizbuch zu einem Bullet Journal werden. Die Bestandteile sind neben dem Inhaltsverzeichnis, eine Jahresübersicht (Future log), eine Monatsübersicht (Monthly overview), ein Tagesplan (Daily Log), und eine Sammlung an Notizen, Listen oder Gewohnheits-Tracks (Custom collection). Seine Methode veröffentlichte Ryder 2013 auf seiner Webseite und war überrascht, wie schnell seine Anhängerzahl wuchs, Blogs und Communities aus dem Boden sprossen. Im Jahr 2018 erschien sein Buch „Die Bullet Journal Methode“ mit dem Untertitel „Verstehe deine Vergangenheit, ordne deine Gegenwart, gestalte deine Zukunft“. Seitdem ist es bereits in 16 Ländern veröffentlicht und erscheint 2019 noch in 12 weiteren Ländern. Ryder Carroll sieht die Methode als Hilfswerkzeug, „um achtsam mit unseren beiden kostbarsten Ressourcen umzugehen: mit unserer Zeit und unserer Energie.“
Und damit nicht zu viel Energie in übertrieben verkünstelte Darstellungsformen fließt, betont Ryder Carroll: „Das Einzige, was beim BuJo zählt, ist der Inhalt, nicht die Darstellungsweise.“ Denn schnell wecken BuJo-Anhänger, die in zahllosen Blogs, Communities oder auf Instagramseiten ihre Kunstwerke der Selbstorganisation posten, den Eindruck, dass das Bullet Journal nur etwas für Kunsthochschul-Absolventen sei. Die minimalistisch geführten BuJos werden schlichtweg nicht veröffentlicht.
Doch das Produktspektrum rund um Bullet Journals bietet sowohl pragmatischen als auch phantasievollen BuJo-Anhängern ein reichhaltiges Angebot und Händlern eine Steilvorlage für einen Thementisch. Die Anleitungsbücher zur Bullet Journal Methode bilden die Klammer dafür. Denn neben dem Standardwerk von Ryder Carroll scharen sich viele Anleitungen und Praxisbücher. Oft erscheinen sie auch mit anderem Namen. Das Herzstück der Warenpräsentation bilden die typisch punktkarierten Notizbücher zum Selbergestalten, oder mit schon vorskizzierten Übersichten für die kurz- und langfristigen Lebensplanungen. Sie werden ergänzt von Stiften und Marker jeglicher Couleur. Das weitere Zubehör ist genauso facettenreich. Denn die täglichen Planungen lassen sich durch Aufkleber, Mini-Stempel und Washi-Tapes strukturieren und schmücken. Erlaubt ist alles, was Lust auf Lebensgestaltung bereitet. Denn genau das ist die Botschaft, die Händler ihren Kunden mit diesen Zeitplanern und Lebenslogbüchern vermitteln wollen: Die Freude an dem Freiraum, den jeder Mensch hat, sein Leben aktiv und durchdacht zu gestalten und zu leben.
Doch muss dieses Bewusstsein und die Begeisterung oft erst entfacht werden. Händler können Berührungspunkte schaffen. Über Social Media gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, um Bullet Journaling in den Fokus der Kunden zu rücken. Sei es über Facebook oder Instagram oder Kooperation mit Bullet Journal Bloggern. Am einfachsten springt der Funke beim selbst Miterleben oder Ausprobieren über. Händler können BuJo-Blogger wie Sarah Milchstern in Mannheim oder Lisa von einfach lilienhaft in Berlin zu einer Demo-Show ins Geschäft einladen. Oder sie veranstalten im Geschäft einen Kunden Workshop, wie die Papierkiste in Veitsbronn. Denn eins ist sicher, wo Menschen für Ideen oder Hobbies brennen, statten sie sich gerne mit Zubehörmaterial aus und zählen im besten Fall bald zu Stammkunden.
Verkaufen Sie Lebenskonzepte statt nur Produkte. Wo immer Sie das Leben Ihrer Kunden mit guten Tipps, auch Life-Hacks genannt, vereinfachen können, schätzen ihre Kunden Sie als Problemlöser. Damit schaffen Sie eine längerfristige Bindung und gewinnen bestenfalls neue Stammkunden.