Ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell - Interview mit Armin Herdegen, Trodat

Trodat, der Weltmarktführer für Stempelprodukte zeigt derzeit an neuen Produktentwicklungen, wie sich Digitalisierung und Nachhaltigkeit auch bei der Stempelfertigung vereinen lassen. Geschäftsführer Armin Herdegen hat 2015 die Leitung der trodat Vertriebs GmbH Deutschland und der trodat Benelux B.V übernommen. Er stellt dar, wie mit einem ganz klaren Fokus auf die Kernkompetenzen und auf Nachhaltigkeit neue Geschäftsfelder entstehen.

Herr Herdegen, was macht trodat Ihrer Meinung nach so besonders?

Armin Herdegen: Neben vielen Besonderheiten, die besondere Produktqualität. Wenn ich auf Reisen in Hotels oder in Geschäften unseren Original trodat Printy der ersten oder zweiten Generation noch im Einsatz sehe, d.h. zwanzig und mehr Jahre im täglichen Einsatz, dann spricht das für sich. Mit unserer enormen Fertigungstiefe, vom Spritzguss bis hin in den Maschinen- und Anlagenbau, schaffen wir es, Produkte von höchster Zuverlässigkeit und Haltbarkeit herzustellen. Darüber hinaus ist für uns als traditionsreiches Familienunternehmen mit Wurzeln in Oberösterreich Nachhaltigkeit ein Teil unserer DNA.

Mit dem „Deine Dinge Stempel“ geben Sie die Möglichkeit, die eigenen Dinge zu personalisieren. Wie kam es zu dieser Idee?

A. H.: Unsere Kollegen haben im Farblabor eine neue Textiltinte entwickelt, die eine sehr gute dermatologische Verträglichkeit aufweist und weitaus haltbarer ist, als es bislang denkbar war. Wir beschafften darauf abgestimmt ein neues Bügelvlies und Etiketten, die auch Spülmaschinenvorgänge problemlos überstehen. Der Rest der Idee ist unser eigenes Leben: viele von uns haben Kinder. Das Vertauschen von Brotboxen, Rucksäcken und Kleidungsstücken ist bei uns, wie bei allen Eltern, das alltägliche kleine Drama. Nachdem Hersteller von Kinderbekleidung sogar unbedruckte Labels zum Markieren in Klamotten einnähen, war der Schritt zum Deine-Dinge-Stempel ganz naheliegend. 

Im Jahr 2017 haben Sie erstmalig einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt. Was bedeutet das Thema Nachhaltigkeit für trodat und wie integrieren Sie das Thema Nachhaltigkeit in Ihren Geschäftsprozess?

A. H.: Der Nachhaltigkeitsbericht ist im Grunde nur eine Zusammenfassung von unzähligen Einzelmaßnahmen und einer grundsätzlichen Einstellung zum Umgang mit Ressourcen. Im Kern geht es bei uns zuerst darum, unseren CO2-Abdruck so klein wie möglich zu halten. Wir setzen auf 100% Ökostrom, heizen mit Wärmerückgewinnung unsere Gebäude und reduzieren Abwasser und Produktionsabfälle in unserer Herstellung. Wir decken fast die Hälfte unseres Einkaufsvolumens durch regionale Lieferanten ab. 

Wo sehen Sie die Stempelbranche in 5 Jahren?

A. H.: Es wird immer ein „Grundrauschen“ für Stempelanwendungen geben, dennoch wird das Standardgeschäft schrumpfen. Dem wirken wir mit neuen Ideen und Anwendungslösungen entgegen. Der klassische Stempelmacher wird dabei immer mehr zum Individualisierungsspezialisten am Flachbrett-Laser. Auch unsere Kollegen von trotec bieten unzählige Inspirationen an, man muss die Ideen nur umsetzen. 

Die Digitalisierung ist ein Thema, mit dem sich jedes Unternehmen in der heutigen Zeit auseinandersetzen muss. Was bedeutet das für die Stempelbranche und wie begegnet trodat der digitalen Transformation?

A. H.: Wir gehen ganz klar von einer Reduzierung der Anwendung Stempel im klassischen Büroumfeld aus, alles andere wäre naiv. Außerdem ändert sich der Handel durch die digitale Transformation ebenfalls massiv. Wichtig ist, für sich selbst zu definieren, mit welchen Produkten man auch in Zukunft Geschäfte machen möchte, welche Problemlöser wir zukünftig anbieten wollen. 
Die Kernkompetenz von trodat ist die industrielle Fertigung und Montage hochwertiger Kunststoffprodukte – die Kernkompetenz unserer Kunden, der Stempelmacher, die Individualisierung unserer Komponenten in Losgröße 1. Neue Produkte in unserer Branche sollten sich an diesen Kernkompetenzen orientieren, dann bieten wir auch in Zukunft erfolgreich Impulse für den Handel. 

Um Ihre Stempel an den Endkunden zu verkaufen, arbeiten Sie eng mit Fachhändlern zusammen. Wie sieht eine solche Zusammenarbeit aus? Geben Sie uns hierfür bitte Beispiele.

A. H.: Stempel, besonders individualisierte, sind für den Fachhändler eine Besonderheit und durch die Individualisierungsleistung vermeintlich schwieriger in der Abwicklung. Schon seit vielen Jahren bieten wir mit unserer eigenen Software-Lösung uTypia und spezialisierten stempelproduzierenden Betrieben den Fachhändlern eine perfekte Systemlösung an. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, dem Endverbraucher das Markieren und Kennzeichnen durch Stempel zu erklären und zugleich dem Handel maximale Unterstützung bei der Abwicklung zu geben. Unser Claim „geht auch einfach“ soll für jeden spürbar sein. 

Aufgrund von COVID-19 findet die diesjährige Insights-X das erste Mal in digitaler Form statt. Wie blicken Sie der Insights-X Online 2020 entgegen?

A. H.: Mit der Hoffnung, dass viele Marktteilnehmer solch einen besonderen Marktplatz besuchen, ausprobieren und in den Dialog mit den Herstellern gehen. Wir haben wahrlich besondere Zeiten und sollten diesen Herausforderungen kreativ, positiv und neugierig begegnen. Mehr denn je brauchen wir alle und unsere Branche Kollaboration und Kooperation, um für unsere Verbraucher kluge und emotionale Produkte zu entwickeln und ihnen diese auch schmackhaft zu machen. 

Vielen Dank für das Interview, Herr Herdegen.

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