
Im Rahmen des Aktionsplans "Green Deal" soll Europas Wirtschaft bis 2050 nachhaltig aufgestellt werden. Wirtschaft ist dann nachhaltig, wenn sie rund läuft. In einer Kreislaufwirtschaft kommen Produkte nur verpackt auf den Markt, wo dies nötig ist. Und die Verpackung besteht aus nachhaltigem, recycelbarem Material. Die PBS-Branche steht damit schon heute vor der Herausforderung, weniger zu verpacken und dabei auch bislang bewährte Verpackungsmaterialien aus Kunststoff zu ersetzen.
Um künftig Verpackungsmaterial zu sparen, muss das Thema Verpackung neu gedacht werden. Denn eine Produktverpackung ist ein echtes Multitalent: Sie schützt das Produkt, dient zu dessen Lagerung und Transport und sie erleichtert dessen Gebrauch sowie Handhabung. Zudem informiert sie über das Produkt, zum Beispiel über Menge und Art der Inhaltsstoffe, Anwendung, Haltbarkeit, Lagerung, und Hersteller.
Hersteller, Händler und Verbraucher – alle erheben Ansprüche an die Verpackung. Der Verbraucher wünscht sich zum Beispiel, dass er ein Produkt über dessen Verpackung im bunten Angebot des Händlers auf Anhieb findet (Sichtbarkeit in der Masse), die Angaben zum Produkt darauf lesen und verstehen, die Verpackung leicht aus dem Regal nehmen, sie problemlos nach Hause transportieren, dort lagern und aufbewahren, öffnen und gegebenenfalls wieder verschließen, komplett entleeren und schließlich umweltfreundlich entsorgen kann. Letzterer Aspekt gewinnt dabei an Gewicht. Schon heute ist eine nachhaltige Verpackung für die meisten Verbraucher kaufentscheidend: Gut drei Viertel (77 Prozent) der Deutschen wünschen sich umwelt- und ressourcenschonendes und grundsätzlich möglichst wenig Verpackungsmaterial¹.
Neben den recht praktischen Ansprüchen, soll die Verpackung zum wohltuenden Kauferlebnis beitragen, welches Gefühle wie Verbundenheit mit der Marke und den Werten, wofür diese steht, weckt. Dennoch möchten immer mehr Verbraucher mit grünem Gewissen kaufen.
Der Hersteller trägt aus Sicht der meisten Verbraucher und auch des Gesetzgebers ganz klar die Verantwortung für die Nachhaltigkeit seiner Produktverpackung. Übernimmt der diese, wird das vom Verbraucher mit Konsum belohnt, selbst wenn er dafür teils tiefer in die Tasche greifen muss. Zudem sehen Verbraucher auch den Händler in der Pflicht und fordern von ihm entsprechende Konsequenzen. Bleibt der Händler untätig, lassen ihn Verbraucher nicht selten auf unerwünschten Verpackungen sitzen und nehmen diese gar nicht erst mit nach Hause. Insgesamt landeten 5,7 Millionen Tonnen Verpackungsmüll im Jahr 2018 deutschlandweit in Gelben Tonnen sowie Glas- und Papiercontainern – das waren in etwa genau so viel wie im Jahr zuvor. Nur drei Viertel dieser Verpackungsmaterialien werden werkstofflich recycelt – der Rest wird energetisch wiederverwertet, also verbrannt. Kreislaufwirtschaft ist das noch nicht.
In der Papier-, Büroartikel- und Schreibwaren-Branche (PBS) ist das Verpacken vieler Artikel (noch) üblich. Und nicht nur das: Oft stecken die verpackten Artikel noch in einer Umverpackung. Genau hier können Hersteller mit ihren Strategien zum Einsparen von Verpackungsmaterial ansetzen und Produkte so entwickeln, fertigen und verpacken, dass eine extra Umverpackung unnötig wäre. Noch besser wäre es, kämen die Produkte unverpackt auf den Markt. Bei Füllern ließe sich das zum Beispiel gut machen, bei zugehörigen Tintenpatronen schon weniger gut. Hier bieten sich zum Beispiel größere, recycelbare Vorratspackungen an. Doch hier müsste sich der Verbraucher erst wieder daran gewöhnen, dennoch wäre der Weg zurück zum Tintenfass durchaus zu erwägen. Das sieht bei Papierprodukten anders aus: Die sind von einem papierfreundlich trockenen Klima abhängig – bei der Herstellung, auf dem Weg zum Händler, in dessen Lager und im Ladenregal. Unverpacktem Druckerpapier zum Beispiel würde aber nicht nur Gefahr von hoher Luftfeuchtigkeit drohen, auch die Handhabung loser Blätter wäre problematisch. Banderolen könnten dabei Abhilfe schaffen.
Dem umweltbewussten Verbraucher kommt es aber auch auf die Art des Verpackungsmaterials selbst an: Er bevorzugt schon heute Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton und lehnt dafür Plastik ab. Doch beim Wechsel von Plastikverpackungen zu Papier oder gar neu entwickelten Verpackungen aus Stärke und ähnlichem, geht dem Verbraucher oft ein entscheidendes Verkaufskriterium verloren: der Durchblick auf das Produkt. Die fehlende Transparenz müssen sowohl der Hersteller als auch der Händler ausgleichen, indem beispielsweise Papierverpackung plastikfrei und dennoch "transparent" über das Produkt informiert oder zum Beispiel Displays mit Fotos des Produkts und greifbaren Produktbeispielen zur Verfügung gestellt werden, die am Point of Sale oder digital gezeigt werden. In Summe helfen diese Maßnahmen, Vertrauen beim Verbraucher zu wecken: sowohl in das Produkt, als auch in den Händler und in den Hersteller.
Die Kreislaufwirtschaft braucht daher das Zutun aller. Gesetzgeber können sie zwar ins Rollen bringen, indem sie Herstellern verbindliche Vorgaben formulieren, die schon bei der Wahl der nachhaltigen, recycelbaren Rohstoffe für Produkte ansetzen, sich auf langlebiges Design ebenso beziehen wie auf Reparierbarkeit, Nachfüllbarkeit und nicht zuletzt Recycelbarkeit. Doch sie am Laufen zu halten, das braucht eine vertrauensvolle Handelsbeziehung zwischen Hersteller, Händler und Verbraucher.
Über die Autorin
Die Freie Bio-Journalistin und #motherof4 Doreen Brumme bloggt auf doreenbrumme.de rund um Bio-Lifestyle in Job, Schule und Familie.