
Verpackungsmüll überflutet unsere Welt, auch Europa macht er große Probleme. Mit der seit 4. Juli 2018 geltenden EU-Verpackungsrichtlinie (EU-VerpackRL) stemmen sich die europäischen Staaten der Verpackungsflut entgegen. Das novellierte Gesetz nimmt insbesondere Hersteller und Händler in die Pflicht, denn sie sind für den Verpackungsmüll verantwortlich. Wobei auch die Verbraucher mit ihren teils unökologischen Ansprüchen an Verkaufsverpackungen nicht aus der Verantwortung gelassen werden sollten. Hier einige Zahlen und Ansätze, wie Händler dank Ihrer Position zwischen Herstellern und Verbrauchern zu Wellenbrechern werden, die die Müllflut bremsen.
Im Schnitt fielen im Jahr 2019 pro Einwohner der Europäischen Union 502 Kilogramm (kg) Hausmüll (sogenannter Siedlungsabfall) an. Während Dänemark mit 844 kg pro Kopf Hausmüll die Liste der EU-Staaten anführt und Deutschland mit 609 kg Hausmüll pro Kopf weit über dem europäischen Durchschnitt liegt, bildet Rumänien laut Eurostat mit 280 kg Hausmüll pro Kopf das positive Schlusslicht dieses Rankings.¹
Verpackungsmüll hatte einen erheblichen Anteil an diesen Hausmüllmengen: So wurden laut Destatis in Deutschland 2019 beispielsweise pro Kopf 72 kg Verpackungsmüll eingesammelt – und damit 4 kg mehr als im Jahr davor². Zum Verpackungsmüll zählen Verpackungen wie Verkaufs-, Um-, Transport- und Mehrwegverpackungen. Mit 32 kg pro Kopf hatten sogenannte Leichtverpackungen aus Kunststoff, aus Leichtmetallen wie Aluminium oder Weißblech sowie aus Verbundmaterialien den größten Anteil am Verpackungsmüll, der bei den deutschen Privathaushalten 2019 eingesammelt wurde. Es folgten Glasverpackungen (23 kg pro Kopf) und Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton (17 kg pro Kopf).
Bleiben wir bei Deutschland, das beispielhaft für Europa steht: Von den insgesamt 5,9 Millionen Tonnen (t) Verpackungsmüll, der 2019 in Deutschland bei Privatverbrauchern eingesammelt wurde, sind nach der Sortierung 5,6 Millionen t an Abfallbehandlungsanlagen und Verwerterbetriebe abgegeben worden. Fast drei Viertel davon (74 Prozent beziehungsweise 4,2 Millionen t) wurden recycelt. 16 Prozent der Verpackungsabfälle (0,9 Millionen t) sind energetisch verwertet, also verfeuert worden. Destatis gewährt einen genaueren Blick auf den Verbleib des Verpackungsmülls: So seien 2019 zum Beispiel von den fast 1,3 Millionen t Verkaufsverpackungen aus Kunststoff einschließlich Verbundverpackungen mit dem Hauptbestandteil Kunststoff gut 200.000 t ans Ausland abgegeben, 683.200 t werkstofflich verwertet und 578.500 t verfeuert worden. Die Pandemie erhöht die Plastikverpackungsmüllmenge laut der Europäischen Umweltagentur³ noch. Und das Problem der Plastikverpackungen mehr als deutlich: Fast die Hälfte davon wird verbrannt, weil viele Verpackungen nicht recycelfähig sind.
Verpackungen werden größtenteils von Herstellern und Händlern auf den Markt gebracht. Schon das Entwickeln und Herstellen unökologischer Verpackungen kostet unnötig Ressourcen, die uns zudem nur noch begrenzt zur Verfügung stehen. Die novellierte EU-VerpackRL und die daran angepassten nationalen Verpackungsgesetze nimmt deshalb beide in die Pflicht – Hersteller und Händler. Eine detaillierte Übersicht dazu bietet die Broschüre "Umgang mit Verpackungen in Europa" des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Das Ziel ist, das Aufkommen von Verpackungsmüll in Europa zu reduzieren, so dass wir uns von der linearen Wegwerfwirtschaft zur Kreislaufwirtschaft (cradle-to-cradle) entwickeln.
Und werden Händler sich ihrer Position zwischen Herstellern und Verbrauchern bewusst, können sie in beide Richtungen kreislaufwirtschaftskonforme Verpackungen vermitteln.
Über die Autorin
Die Freie Bio-Journalistin und #motherof4 Doreen Brumme bloggt auf doreenbrumme.de rund um Bio-Lifestyle in Job, Schule und Familie.