
Die Corona-Pandemie ist nicht nur ein medizinischer Katastrophenfall globalen Ausmaßes, sondern auch eine schwere Herausforderung für die Wirtschaft. Allein in diesem Jahr könnte Covid-19 Schäden in Höhe von mindestens eine Billion US-Dollar an der weltweiten Wirtschaftsleistung anrichten, schätzt das UN-Wirtschaftsinstitut UNCTAD. Milliarden von Jobs sind bedroht. In einigen Ländern bemüht sich die Politik zwar, den Schlag durch umfangreiche Förderprogramme und Soforthilfen etwas abzumildern, dennoch ist klar: 2020 und wahrscheinlich auch 2021 wird für viele Unternehmen ein ganz hartes Jahr werden.
Neben der Reisebranche, der Gastronomie und der Hotellerie sind weltweit vor allem stationäre Händler von den Auswirkungen der Corona-Krise massiv betroffen. Ist das Ladengeschäft geschlossen, bricht der Umsatz massiv ein, während die Kosten weiterlaufen. Stationäre Händler geraten dadurch besonders schnell in eine finanzielle Schieflage – und die halten die wenigsten Unternehmer länger als drei Wochen lang aus. Dabei deuten aktuelle politische Entscheidungen, beispielsweise von Frankreichs Ministerpräsident Emmanuel Macron, daraufhin, dass der Einzelhandel noch einige Wochen durchhalten muss – in Frankreich wird die Mehrheit der Ladengeschäfte wohl erst wieder Mitte Mai ihre Tore öffnen dürfen. Schreibwaren-Händler müssen deshalb jetzt vor allem darauf achten, finanziell beweglich zu bleiben – und ihre Liquidität so lang wie möglich zu strecken. Diese sieben Maßnahmen helfen dabei, Kosten zu reduzieren und neue Geldmittel zu erschließen.
Die Regierungen mehrerer Staaten, darunter beispielsweise Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal, Dänemark oder Italien, kommen den gebeutelten Unternehmen ihres Landes mit staatlichen Soforthilfen zu Hilfe. Die Höhe der Hilfen ist dabei von Land zu Land extrem unterschiedlich, auch die Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen, um die Hilfen zu bekommen, variieren. Zusätzlich zu den staatlichen Hilfen fördern teilweise auch einzelne Regionen oder Bundesländern die Unternehmer vor Ort mit eigenen Mitteln – ebenfalls wieder unter sehr unterschiedlichen Voraussetzungen. Unternehmer sollten daher auf Informationssuche gehen und die Bedingungen der verschiedenen Programme genau studieren, bevor sie einen Antrag stellen. Informationen finden sich in der Regel auf den Websites der örtlichen Wirtschaftsministerien oder bei den ansässigen Unternehmervereinigungen bzw. Handelskammern.
In vielen Ländern (darunter alle EU-Staaten) können die örtlichen Finanzämter Einkommen-, Körperschaft- und Umsatzsteuer stunden, also vorläufig darauf verzichten, sie einzuziehen. In vielen Staaten ist so eine Zahlungsverschiebung zinslos möglich. Das verschiebt anfallende Ausgaben, die die aktuell prekäre Liquidität vieler Unternehmen zusätzlich belasten würde, ohne zusätzliche Kosten, auf einen späteren Zeitpunkt. In einigen Ländern können sich Unternehmer zusätzlich auch die Zahlung von Sozialversicherungsbeiträgen (Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung) stunden lassen. Dabei dürfen sie aber nicht vergessen: gestundete Zahlungen müssen irgendwann erfüllt werden.
Mitarbeiter, die aufgrund einer Ladenschließung nicht arbeiten können, kosten weiterhin Geld. Diesen Kostenpunkt können Händler mithilfe von Kurzarbeitergeld senken. Die meisten EU-Staaten bieten verschiedene Varianten des Kurzarbeitergelds an, und im Rahmen der Krise wurden vergleichbare Regelungen auch in Großbritannien und den USA eingeführt. Der Arbeitnehmer zahlt in diesem Fall deutlich weniger oder in manchen Ländern gar kein Gehalt aus, der Staat übernimmt einen Teil der entstandenen Einkommenslücke des Arbeitnehmers. Damit versuchen die Staaten Massenentlassungen durch Corona-bedingte Betriebsschließungen zu verhindern.
Viele Staaten, aber auch Staatenverbunde wie die Europäische Union, versuchen, ihre Wirtschaft zudem mit günstigen Krediten zu stützen. So stellt die Europäische Investment Bank beispielsweise 10 Milliarden Euro für Kredite für kleine und mittelständische Unternehmen bereit, die über die zuständigen Landesbanken verteilt werden sollen. In vielen europäischen Ländern übernimmt der Staat dabei die Bürgschaft für 80, 90 oder sogar 100 Prozent der Kredite, damit die Banken die Kredite auch an Unternehmen in prekären wirtschaftlichen Situationen ausgeben können. Diese Kredite können für liquide Mittel im Unternehmen sorgen, und das zu den aktuell marktüblich niedrigen Zinsen. Allerdings ist die Beantragung aufwändig und langwierig, und die Staatsbürgschaft von weniger als 100 Prozent ist in vielen Fällen nicht ausreichend, um den Kredit tatsächlich zu bekommen. Und jeder Unternehmer muss sich genau überlegen, ob er sich in der aktuellen Situation mit einem zusätzlichen Kredit belasten will.
Viele laufende Kosten entstehen aus Mietverträgen, beispielsweise für das Ladenlokal, das Warenlager oder auch für das geleaste Firmenauto. Es lohnt sich, in der Krise alle Gläubiger persönlich anzurufen und auszuloten, ob eine Stundung der stehenden Kosten für die Zeit der Ladenschließung möglich ist. Viele Vermieter zeigen sich in der aktuellen Situation kulant, da die meisten ein Interesse daran haben, ihre Gewerbemieter zu halten – und nicht aufgrund einer Insolvenz zu verlieren.
Kunden, die wegen der Ausgangsbeschränkungen zuhause bleiben müssen, wollen trotzdem einkaufen – und Amazon ist aktuell dafür keine besonders gute Alternative, weil der E-Commerce-Riese momentan lebenswichtigen Produkten im Versand den Vorzug gibt und Produkte aus anderen Kategorien die Amazon-Lager nur mit hohen Verzögerungen oder, wie derzeit in Italien und Spanien, gar nicht verlassen. Lokale Händler, die ihren Kunden die Ware aus dem eigenen Lager selbst zustellen, können deshalb punkten. Dafür kann sich ein selbst aufgezogener Lieferservice eignen oder auch der Zusammenschluss mit anderen lokalen Händlern in einem Mini-Netzwerk. Viele Stadtmarketing-Abteilungen haben bereits Online-Plattformen aufgezogen, auf denen sich lokale Händler mit ihrem Angebot präsentieren können. Eine weitere Alternative sind Local Commerce-Marktplätze, auf denen Kunden direkt online bestellen können. Das Onboarding bei diesen Plattformen geht allerdings nicht so schnell und unkompliziert, wie sich das viele Händler wünschen würden.
Andere Online-Marktplätze werben gezielt um stationäre Händler, die jetzt auf der Suche nach alternativen Absatzkanälen sind. eBay hat beispielsweise in vielen seiner Märkte ein Hilfsprogramm für stationäre Händler, aufgelegt, die jetzt in den Verkauf auf dem Marktplatz einsteigen wollen. In einigen Ländern schenkt eBay diesen Händlern für einige Monate den Premiumshop, in anderen fallen für einige Monate keine Verkaufsgebühren an. Ähnliche Lockangebote schnüren auch andere Marktplätze wie Rakuten, CDiscount oder Real. Besonders Händler, die schon länger mit dem Gedanken an einen Einstieg in den Online-Handel über Marktplätze gespielt haben, sollten diese Angebote jetzt genau prüfen.
Über die Auorin:
Ingrid Lommer schreibt seit rund 15 Jahren über den Online-Handel. Für Fachpublikationen wie INTERNET WORLD Business und shopanbieter.de analysiert sie die Strategien erfolgreicher Online-Händler und hält insbesondere ein wachsames Auge auf große und kleine Online-Marktplätze.