
Überall wo Menschen arbeiten, geht es um bessere Arbeitsbedingungen. Diese müssen unter gesundheitlichen, wirtschaftlichen und qualitativen Gesichtspunkten betrachtet werden. Die Anforderungen an den "idealen Arbeitsplatz" werden oft als widersprüchlich empfunden. Da niemand gleich ist, muss sich eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung an den Menschen und seine persönliche Situation anpassen. Davon profitieren Mitarbeiter und Unternehmen.
Mit einer durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeit von 17,1 Tagen je Arbeitnehmer/- in ergaben sich im Jahr 2020 insgesamt 700,6 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage. Ausgehend von diesem Arbeitsunfähigkeitsvolumen schätzt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (baua) die volkswirtschaftlichen Produktionsausfälle auf insgesamt 87 Milliarden Euro bzw. den Ausfall an Bruttowertschöpfung auf 144 Milliarden Euro.
Viele gesundheitliche Probleme von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehen zu einem hohen Prozentsatz in Zusammenhang mit unzureichender Ergonomie am Arbeitsplatz. So waren die meisten Fehlzeiten im Jahr 2020, nämlich 22,6 %, auf Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems zurückzuführen.
In der Pandemie hat sich die Arbeitswelt noch schneller verändert: die Präsenzarbeit in den Büros hat sich mit den Einsätzen im Homeoffice (oder beim mobilen Einsatz unterwegs) nachhaltig vermischt. Selbst im Büro ist nichts mehr, wie es einmal war. Wechselarbeitsplätze, offene Bürolandschaften und Loungebüros setzen sich immer mehr durch. Der fest eingestellte Arbeitsplatz, wo alles immer seinen Platz hat, weicht flexiblen Lösungen. Mit der Folge, dass sich der Mensch seine Arbeitsmittel jedes Mal neu einstellen muss. Hier helfen Produktlösungen, die diesen Anforderungen Rechnung tragen: selbsterklärend und einfach anwendbar.
Die Herausforderung für den Arbeitgeber liegt darin, den Mitarbeitenden die Kompetenz, für die eigenverantwortliche richtige Nutzung und Einstellung der Arbeitsmittel zu vermitteln bzw. bei der Auswahl zu unterstützen. Dabei ist es sinnvoll, sich bei der dauerhaften Einrichtung eines Homeofficearbeitsplatzes an den Anforderungen an einen ergonomisch gestalteten Bildschirmarbeitsplatz, wie in einem herkömmlichen Büro zu orientieren.
Die Gestaltung des Arbeitsplatzes nimmt unmittelbaren Einfluss auf das Verhalten des Büroarbeitenden. Ein naheliegendes Beispiel: Der Einsatz höhenverstellbarer Tische ermöglicht die sogenannte Sitz-Stehdynamik. Selbsterklärende Arbeitsmittel beeinflussen durch gutes Design die Anwenderinnen und Anwender, diese im Sinne von gesünderem Arbeiten richtig anzuwenden.
Ebenso wirken die Umweltbedingungen (auch Umgebungsfaktoren genannt) wie Akustik, Licht und Klima auf den Menschen ein und bestimmen sein Wohlbefinden und damit die individuelle Leistungsfähigkeit. Ab einem bestimmten Belastungslevel können die Umgebungsbedingungen auch zu Beeinträchtigungen führen und schließlich krank machen.
Überlegungen zur effektiven Nutzung von Büroräumen haben zu der Idee der Wechselarbeitsplätze geführt. Mit der zunehmenden Verbreitung des Homeoffice in den Zeiten der Pandemie wird diese Organisationsform immer bedeutender. Große Unternehmen erkennen, dass der feste physische Arbeitsplatz im Büro für das Wachstum ihres Unternehmens und die Aufrechterhaltung eines effizienten Arbeitsumfelds weniger wichtig ist. Einspareffekte durch eine bessere Flächennutzung sind ebenfalls willkommen. Daraus ergeben sich neue Herausforderungen für die Mitarbeiter und es stellt sich immer wieder die Frage: "Wie richte ich meinen Arbeitsplatz richtig ein?" Wenn sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Arbeitsplatz teilen, ist es daher wichtig, dass leicht nachvollziehbare Anleitungen für die Einstellung der Arbeitsmittel zur Verfügung stehen. Beispiel Bürostuhl: Jeder Stuhl sollte mit einem gut sichtbaren Aufkleber identifizierbar sein, auf dem die Marke und die Modellnummer angegeben sind. Die Benutzerin oder der Benutzer kann dann leicht eine Bedienungsanleitung im Internet oder im firmeneigenen Intranet bzw. der Cloud finden.
Wer arbeitet, braucht aktive Pausen. Die Suche im Internet ergibt eine Vielzahl von Übungen und Routinen, die Arme, Brust, Rücken, Beine und Bauch trainieren. Die tägliche Bewegung im Büro muss sich nicht darauf beschränken, einen Abteilungsdrucker einzurichten oder einen Kicker aufzustellen. Viele Unternehmen bieten komplette Fitnessprogramme an, die auch Online-Kurse für das Homeoffice umfassen. Die Krankenkassen bieten auch Lehrvideos an, die zeigen, wie man sich fit halten kann. Grundsätzlich gilt: alle Maßnahmen, die Menschen am Arbeitsplatz in Bewegung halten sind zu begrüßen!
Gehen Sie jeden Tag 10.000 Schritte. Sie werden merken, wie Ihre Leistungsfähigkeit und Ihre Fitness steigt. Was sich sofort verbessert, ist Ihre Laune! Ein aktiver Lebenswandel hilft auch, Krankheiten, wie Diabetes, hoher Blutdruck, Fettstoffwechselstörungen und Arterienverkalkung vorzubeugen.
Ein Ausfalltag pro Arbeitnehmerin / Arbeitnehmer kostet die Wirtschaft zwischen 500 -1000 €. Das relativiert den Blick auf die Kosten, die mit der Einrichtung ergonomisch vernünftiger Arbeitsplätze verbunden sind. Im Gegenteil: gute Arbeitsbedingungen fördern Zufriedenheit und Leistungsbereitschaft, was wiederum entscheidend für eine positive Bindung zum Unternehmen ist. In Zeiten von Fachkräftemangel und demografischer Entwicklung sind motivierte Mitarbeitende immer ein Gewinn!
Über den Autor: IGR Institut für Gesundheit und Ergonomie e.V.
Das IGR ist ein starkes Netzwerk. Ärzte, Physiotherapeuten, Wissenschaftler, Mitarbeiter des Betrieblichen Gesundheitsmanagements, Behördenvertreter oder Produktentwickler, Händler – sie alle beschäftigen sich mit Gesundheit und Ergonomie. Das Institut hat seinen Sitz in Nürnberg und wurde Mitte der neunziger Jahre gegründet. Begonnen hatte es ursprünglich mit Kursen für Kinder, doch inzwischen beschäftigt man sich mit fast allem, was für gesundes Arbeiten von Bedeutung ist. Freude und Unterhaltung sind dabei ein wichtiger Schlüssel zur Nachhaltigkeit der Maßnahmen bei der Verbesserung der betrieblichen Gesundheit. Durch seine Initiativen und Projekte unterstützt das Institut Unternehmen aktiv bei der Erreichung ihrer Ziele.