
Was wäre, wenn Papier als Baumaterial genutzt und daraus Häuser gebaut werden könnten? Was sich im ersten Moment wirklichkeitsfern anhört, könnte jedoch Realität werden. Zumindest beschäftigt sich die interdisziplinäre Forschungsgruppe „BAMP! Bauen mit Papier“ der Technischen Hochschule Darmstadt seit 2017 mit dieser Frage. Denn Papier bietet als nachhaltiges Material viele Vorteile und besitzt ein großes Potential für biobasierte Anwendungen.
Technologie und Systeme zur Herstellung temporärer Gebäude (z.B. Schulen, Notunterkünfte oder Messebauten) befinden sich bisher in Deutschland in einem geringen Entwicklungsstadium. Jedoch bieten Übergangsbauten aufgrund des optimierten Einsatzes von Ressourcen und Finanzmitteln viele Vorteile. Deshalb hat eine Forschungsgruppe der Technischen Hochschule Darmstadt ein innovatives und nachhaltiges Projekt ins Leben gerufen. Das Ziel ist es, die wissenschaftlichen und technischen Grundlagen für die Nutzung von Papier in zeitlich begrenzten Bauanwendungen zu schaffen und langfristig neue Lösungsansätze zu entwickeln. 2021 wurden die Ergebnisse bereits auf der Architekturbiennale in Venedig ausgestellt. Dort wurde man vom „ECC – European Cultural Centre“ als bestes Universitätsprojekt ausgezeichnet. Zusätzlich werden die bisherigen Forschungsergebnisse bis Oktober 2022 in einer Ausstellung im Papiermuseum Düren präsentiert.
Im Allgemeinen wird Papier bisher selten in der Baubranche eingesetzt, da der Werkstoff vor allem feuchtigkeitsempfindlich und leicht entflammbar ist.
Dennoch gibt es einige Aspekte, warum Papier gut geeignet sein könnte. Papier ist kostengünstig herstellbar, hat sehr gute Festigkeitseigenschaften und kann vielfältig eingesetzt werden, beispielsweise als flächiges Material oder sogar als Schaum produziert werden. Darüber hinaus ist es recht einfach chemisch zu funktionalisieren.
Zusätzlich werden Papier und Karton nachhaltig aus Zellulosefasern hergestellt. Diese werden wiederum aus Holz oder anderem Pflanzenmaterial und damit aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen. Die Papierfasern können mehrfach in den Materialkreislauf zurückgeführt und somit öfters verwendet werden. Heutzutage verwendete Baustoffe, wie Beton oder Sand, lassen sich nur schwer oder gar nicht recyclen. Darüber hinaus wird sich die Verknappung der herkömmlichen Stoffe in den kommenden Jahren immer weiter verstärken.
Vom 6. März bis 9. Oktober 2022 werden die Forschungsergebnisse anhand zahlreicher Modelle und Objekte im Papiermuseum Düren ausgestellt. Die Besucher finden dort ein breites Spektrum vor und können die Eigenschaften des Materials erkunden.
Die Ergebnisse verdeutlichen die Eigenschaften des Materials und die dazugehörigen Verarbeitungstechniken und zeigen experimentelle Methoden des Fügens und der Konstruktion, des Verformens und des Ausrüstens. Die Ausstellung wurde vom Fachgebiet Plastisches Gestalten der Architekturfakultät der TU Darmstadt kuratiert und entwickelt.
Seit der Sanierung 2014 rücken die unterschiedlichen Facetten des Werkstoffs Papier im Papiermuseum Düren in den Mittelpunkt. Neben einer Papierwerkstatt, in der die Besucher selbst kreativ werden können, gibt es immer wieder wechselnde Ausstellungen. Die Ausstellungen des Museums gliedern sich in fünf Themenbereiche. Diese beginnen mit der Geschichte des Papiers und wie es uns alle prägte. Anschließend steht der Prozess im Vordergrund und die damit einhergehende Wertschöpfung. Der dritte Themenbereich beschäftigt sich mit Visionen und warum Papier als universeller Werkstoff verstanden werden kann. Die Ordnung, verbunden mit der Strukturierung der Gesellschaft durch die Vorzüge von Papier, bildet den vierten Themenbereich ab. Der letzte Themenbereich geht weg vom primär didaktischen Anspruch und mehr auf die Sammlung, die Kunst, sowie den Ausdruck von Papier ein.
In Düren geben sich die Vergangenheit und die Zukunft der Papierherstellung die Hand. Sowohl im Papiermuseum Düren als auch in der Modellfabrik Papier, die sich ganz in der Nähe – bisher in einem Coworking Space - angesiedelt hat. Dort ergreift die Papierindustrie heute schon die Initiative, um die Klimaziele von morgen zu erreichen.