Nachhaltiger geht immer - Ein Kommentar von Doreen Brumme

Aus fast jedem fünften Baum, der weltweit industriell gefällt wird, werden Papierwaren und Papeterie-Produkte hergestellt. Der schon heute enorm und stetig wachsende Bedarf an Papier ist ein wesentlicher Treibstoff für die Motorsägen, die die Bäume zu Fall bringen. Im Jahr 2019 waren es in Australien 128 kg pro Kopf, in den USA 202 kg und in Deutschland sogar 218 kg pro Kopf 1. Mit der Entscheidung für oder wider ökologische Alternativen zu herkömmlich aus Frischfasern hergestelltem Papier in Schreibwarenladen, Supermarkt, Baumarkt und Drogerie entscheidet jeder Hersteller, jeder Händler und jeder Konsument über die Zukunft unserer Wälder und damit auch über unsere eigene Zukunft auf diesem Planeten. 

Was ist eigentlich Papier?

Papier ist ein festes Material, das aus Pflanzenfasern gefertigt wird, die verfilzt, verleimt und anschließend zu einer dünnen, glatten Schicht gepresst werden: dem sogenannten Blatt Papier. Das nutzen wir zum Beschreiben (Schreibpapier), Bemalen (Malpapier), Bedrucken (Druckerpapier, Zeitungen, Bücher), Putzen (Küchen- und Toilettenpapier), Basteln (Buntpapier) oder Verpacken (Geschenkpapier, Packpapier).

Grundlagen der Papierherstellung

Die Fasern, aus denen heute Papier gemacht wird, sind großteils Zellulosefasern aus Holz, die wenige Millimeter bis einige Zentimeter lang sind. Papierfabriken mahlen das Holz, um die Zellulosefasern von den anderen Pflanzenteilen zu trennen, wobei oft auch umweltschädliche Chemikalien zum Einsatz kommen, die im Abwasser landen. Mit viel Wasser versetzt zerfasert die Zellulose. Je nach geplantem Verwendungszweck des späteren Papiers werden dem Zellulosebrei oft chemische Zusätze beigefügt, die die Optik (Bleichen, Färben), die Stabilität (Reißfestigkeit) und die Haptik (Glätte) des Papiers verändern. Auf einem feinen Sieb verteilt, tropft das Wasser vom Brei ab. Die Fasern ergeben ein gleichmäßig verfilztes Vlies, das zum späteren Blatt Papierblatt gepresst wird. Die je nach Faserstärke mal feine, mal raue Oberfläche wird mit Stärke und anderen Substanzen geleimt, gleichwohl es sich technisch um eine Imprägnierung handelt2

Welche Umweltprobleme verursacht die Herstellung von Papier aus frischem Holz?

Die Papierherstellung benötigt neben den oft von weither importierten Zellulosefasern und teils umweltschädlichen Chemikalien auch jede Menge Wasser und Energie zum Betreiben der Maschinen, zum Kochen des Zellulosebreis, zur Trocknung des Papiers usw. Die Produktion einer Tonne Papier emittiert etwa 0,6 Tonnen des Treibhausgases CO2 – bei einer weltweiten Papierproduktion von mehr als 400 Millionen Tonnen pro Jahr summiert sich das auf satte 240 Millionen Tonnen CO2 jährlich. Der Verbrauch der Ressource Holz, ihr Transport rund um die Welt, die energie- sowie wasserintensive Papierherstellung selbst schlagen auf dem Klimakonto von Papier aus Frischholzfasern negativ zu Buche.

Papier aus Hanf & Co. – umweltfreundlichere Alternativen zu Papier aus frischen Holzfasern

Ein Blick zurück in die Geschichte der Papierherstellung zeigt, dass unsere Vorfahren den Großteil des weltweit benötigten Papiers bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nicht aus langsam wachsendem Holz, sondern aus schnell wachsenden Fasern (Bast, Hanf, Leinen und Stroh) gemacht haben. Hanfpapier hat sich dabei besonders hervorgetan, da es dank längerer Fasern außerordentlich robust und von Natur aus bereits recht hell ist. Heute ist zudem die sehr gute Recycelbarkeit von Hanfpapier bekannt. Doch mit dem steigenden Papierbedarf bevorzugte die Papierindustrie Bäume als Faserlieferanten. Die Wälder könnten künftig stehen bleiben, wenn die Papierproduktion auf schnell nachwachsendem Hanf & Co. umstellen würde. Allerdings braucht der erforderliche Anbau der Nutzpflanzen Platz. Und um Bodenfläche konkurrieren bereits die gesellschaftlichen Bereiche Land- und Forstwirtschaft, Siedlung und Verkehr sowie Energieerzeugung aus erneuerbaren Ressourcen bereits heftig.

Recyclingpapier – die umweltfreundlichste Alternative zu Papier aus Frischholzfasern

 

Wenn stattdessen aus Altpapier Recyclingpapier hergestellt wird, könnten ebenfalls viele Bäume stehen bleiben. Allerdings ist die Recycelbarkeit von Altpapier nicht unbegrenzt und auch nicht unumstritten – bis zu 25 Durchläufe seien laut Quarks3 zwar gut möglich, aber auch das Recyceln ist je nach Verfahren nicht immer frei von Chemikalien. 

Was tun?

 

Die Antwort auf diese Frage kann nur lauten: 

  • Papier braucht unsere Wertschätzung und unseren Willen, es sparsam und bewusst einzusetzen. Dazu kann im Alltag auch gehören, auf Alternativen zu Papier umzustellen: zum Beispiel Stoff- statt Papierservietten zu verwenden, Spüllappen statt Küchenrolle, Papier im Büro zu reduzieren und digitale Daten statt Papierberge zu bearbeiten
  • Das tatsächlich benötigte Papier sollte aus regional anfallenden Altpapierfasern und wenn nötig regional angebauten, schnell nachwachsenden Fasern hergestellt werden. Nur die Frischholzfasern, die in der regionalen nachhaltigen Wald- und Forstwirtschaft abfallen, landen in der Papierproduktion
  • Ausschließlich Papier und Papeterie verkaufen und kaufen, die von seriösen Institutionen als ökologisch zertifiziert sind, wie vom PEFC-Council (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) und dem FSC® – Forest Stewardship Council®

Über die Autorin

Die Freie Bio-Journalistin und #motherof4 Doreen Brumme bloggt auf doreenbrumme.de rund um Bio-Lifestyle in Job, Schule und Familie.

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