Japanische Schreibgeräte – ein Marktüberblick

Japan ist bekannt für seine jahrhundertealte Schreibkultur und kann zahlreiche renommierte Hersteller von Kugelschreibern, Bleistiften, Füllfederhaltern und traditionellen Pinseln vorweisen. Wer den heutigen Schreibgerätemarkt in Japan richtig verstehen will, muss zuallererst einen Blick in die Vergangenheit werfen. 

Kalligraphie ist in Japan ein wichtiges Kulturgut

Die ersten Schreibutensilien waren Schreibpinsel, die ca. 300 v. Chr. in China erfunden wurden und von dort aus nach Japan gelangten. Der älteste noch funktionstüchtige Schreibpinsel wurde im Grab eines Priesters entdeckt und bestand aus einem mit Haaren versehenen Bambusschaft. Während der Nara-Zeit (710 - 794 v. Chr.) wurden Schreibpinsel verwendet, um heilige Schriften (die sog. Sutren) zu kopieren, nachdem der Buddhismus dauerhaft eingeführt worden war. Als in der Edo-Zeit (1603 – 1868) breitere Bevölkerungsschichten in den Tempelschulen im Land Lesen und Schreiben lernten, stieg die Nachfrage nach Schreibpinseln enorm an. Auch heute noch werden sie von namhaften japanischen Schreibwarenproduzenten wie Pentel, Sakura Color und Kuretake hergestellt. In der Meiji-Zeit (23.10.1868 - 30.07.1912) verwandelten sich immer mehr Händler alten Schlags in moderne Industrieunternehmen, die hauptsächlich in Tokio, Kyoto, Nara und Kumano ansässig waren. Sehr gefragt waren in dieser Epoche Pinsel, Tinte, Reibsteine und Papier, die den kulturellen Grundstein für die japanische Kalligraphie legten. 1869 setzte dann eine Verwestlichung ein, mit der die traditionelle Schreibkunst reformiert wurde. Während der Taisho-, Showa- und Heisei-Zeit änderten sich die Schreibgewohnheiten, und die Änderungen sind bis zum heutigen Tag (Reiwa-Zeit seit 01.05.2019) noch nicht abgeschlossen. Mittlerweile ist Japan eine moderne Industrienation und der Markt für Schreibgeräte hat sich drastisch verändert.

Der japanische Markt für Schreibgeräte

Aktuell gehören dem japanischen Berufsverband JWIMA (Japan Writing Instruments Manufactures Association) 57 Marken- und OEM-Produzenten sowie Zulieferfirmen an. Angeboten werden Kugelschreiber, Druckbleistifte, Füllfederhalter, Stifte und Zeichenutensilien, aber auch traditionelle Pinsel und Tusche. Der Verband arbeitet eng mit seinem US-Pendant WIMA und der europäischen EWIMA zusammen. Masaru Wada, seit 2020 JWIMA-Präsident und Chef von Pentel, sagt dazu: „Schreibgeräte sind für die Japaner ein elementares Kulturgut Sie sind Teil des Lifestyle und haben einen festen Platz in der Lern- und Arbeitswelt der Menschen. Neueste technische Errungenschaften aus Japan werden auf der ganzen Welt geschätzt. Deshalb sollten wir im Interesse aller gemeinsam zum Wohle der Menschen arbeiten, auf sinnloses Kräftemessen verzichten und stattdessen in friedlicher Koexistenz leben“. Und weiter: „Global gesehen werden Importe weltweit immer stärker reguliert. Auch die internationalen Standardisierungsbestrebungen sind ein harter Brocken für unsere Branche. Deswegen ist für gute Geschäftsbeziehungen weltweit ein freundlicher Umgang miteinander wichtig“.

Der japanische Schreibgerätemarkt in Zahlen

JWIMA-Zahlen für das Jahr 2019 zufolge betrug der Umsatz mit japanischen Schreibgeräten weltweit 1,55 Mrd. US-Dollar, von denen 65% (oder 984 Mio. US-Dollar) in den Export gingen.

Umsätze (fertiggestellte Waren) 2019 (USD)    
Produktion Export Import
Kugelschreiber (auf Öl- u. Wasserbasis) 740 Mio. 480 Mio. 107 Mio.
Marker 412 Mio. 182 Mio. 7,4 Mio.
Druckbleistifte 162 Mio. 51 Mio. 7., Mio.
Bleistifte 56 Mio. 8,1 Mio. 2,4 Mio.
(Füller) 31 Mio. 1,2 Mio.  
       
Insgesamt (einschl. Einzelteile, unfertige Waren) 1,55 Mrd. 984 Mio. 230 Mio.
       

Mit 740 Mio. USD Umsatz sind Kugelschreiber der Top-Exportartikel. Größter Importeur sind die USA (24%), gefolgt von China (9%) und Frankreich (8,5%). Der Großteil der in Japan produzierten Schreibutensilien geht ins Ausland. Die Stärken der japanischen Produzenten sind die von ihnen verwendeten Materialien, Techniken und ihr Design sowie die Forschung, die betrieben wird. Shu Ito, Präsident der Firma Pilot, betont: „Die für einen Stift typischen Eigenschaften, die sich über die Jahrhunderte hinweg bewährt haben, dürfen nicht in Frage gestellt werden. Wenn sich die Welt und die Menschen rasant verändern, müssen Unternehmen rechtzeitig auf diesen Wandel reagieren. Das kann z.B. in Form von Zusammenschlüssen, durch eine Expansion der Geschäftstätigkeit oder die durch die Erschließung neuer Geschäftsfelder geschehen, in denen die Pilot-Technologie zum Einsatz kommt. Unser weltweiter Marktanteil dürfte aktuell bei rund 67% liegen und wir sind in über 180 Ländern rund um den Globus vertreten.“

Die führenden japanischen Hersteller 2019

Der Gesamtumsatz der sechs führenden Herstellerfirmen lag bei 2,6 Mrd. US-Dollar und umfasste den gesamten PBS-Bereich. 

Pilot Corporation 970 Mio. USD
Mitsubishi Pencil 600 Mio. USD
Pentel 370 Mio. USD
Sakura Color 300 Mio. USD
Zebra 220 Mio. USD
Tombow Pencil 140 Mio. USD

Seit Kurzem sind auch KOKUYO und PLUS mit ihren Original-Marken Teil des Schreibgerätemarkts.

Über den Autor

Makoto Fukuchi ist Herausgeber & Präsident von Nichima, Inc. in Tokio, Japan. Er wurde 1935 in Tokio geboren und machte seinen Abschluss an der betriebswirtschaftliche Fakultät der Aoyama-Gaukin-Universität. Seit 1960 ist er Chefredakteur bei Nichima, Inc., wo er seit 1969 den Posten des Herausgebers und Präsidenten bekleidet. Das monatlich erscheinende Fachmagazin Bungu to Jimuki (PBS und Bürogeräte in Japan) bildet seit 1923 die Entwicklungen der PBS-Branche in Japan ab. Neben George Tice aus den USA und Andre Durrieu aus Frankreich gehört Makoto Fukuchi zu den drei Gründungsmitgliedern der 1978 ins Leben gerufenen ISPA (International Stationery Press Association) und war 18 Jahre lang als Präsident des Verbands tätig.

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