
Während der Entstehung dieses Textes wurden wir eingeholt, von der Realität, von der Politik, von handelnden Parteien und politischen Akteuren – und diesmal war es eine sehr gute Nachricht, hier zitiert von der Homepage der Stadt Nürnberg:
„Auf Grundlage der städtischen Satzung über die Verleihung von Kulturpreisen stehen für bis zu fünf Personen und Gruppen 20.000 Euro für Kulturpreise pro Jahr zur Verfügung, die in gleichen Teilen vergeben werden. Darüber hinaus wird in diesem Jahr zusätzlich der im zweijährigen Turnus vergebene Große Kulturpreis der Stadt Nürnberg (dotiert mit 10.000 Euro) verliehen.“
Dieser Preis geht 2022 an den für seine Beteiligungsformate bekannten Konzeptkünstler Johannes Volkmann. Die Preisübergabe findet im November 2022 im Rahmen eines Festaktes statt.
„Du hast es so gewollt! ER HAT ES SO GEWOLLT!“ Immer zorniger wird der Vertreter der „Schraubenfraktion“ gegenüber dem der „Nagelpartei“. Das Zwei-Mann-Theaterstück in der Egidienkirche Nürnberg zeigt nichts weniger als die Entstehung von Krieg. Im Krieg, das wird klar, sind Recht und Unrecht aufgelöst, im Krieg fühlen sich stets alle im Recht (auch wenn sie dieses vorher nach Kräften gebeugt haben). Das zeigt Johannes Volkmann, der Erfinder der Aktion, mit seinem Schauspielkollegen Arnd Schimkat während der Uraufführung im Juli 2022 in der Egidienkirche Nürnberg. Beeindruckend einfach arbeiten die Künstler heraus, wie schnell durch eine Provokation und durch eine Lüge Krieg entsteht. Selbst wenn es nur kleine Dinge sind, die anfangs vermeintlich nicht friedlich geklärt werden können. Am Ende, wenn die Waffen sprechen, gibt es keine Lösungen mehr, nur Opfer. Es lohnt sich also, die Frage umzukehren, an den Anfang zurückzukehren und persönlich zu werden: „Was trägst denn DU bei, zu einer friedlichen Welt?“ Als die Situation auf der Bühne schon so weit eskaliert ist, fragt Arnd Schimkat den Künstler: „Jetzt zeig mir mal, wie Frieden geht“. Die Antwort: „Vielleicht durch Mut, Kreativität und Musik“.
Es begann 2020, die katholischen Hilfswerke gaben das Jahresmotto FRIEDEN LEBEN aus. Die Diözesen (in der katholischen Kirche das Amtsgebiet eines Bischofs) schlossen sich an. „Auch Aspekte gesellschaftlichen Zusammenhalts, interreligiösen Dialogs und Klimagerechtigkeit standen im Mittelpunkt“ heißt es auf der Seite der Kirche und ihrer Hilfswerke in München/Freising. So kam es zur Suche nach einem geeigneten Künstler, zum Auftrag an den Nürnberger Johannes Volkmann, der mit seinem Papiertheater und anderen Formen von Kunst im öffentlichen Raum schon lange auch als Friedensbotschafter aktiv ist. Zum Auftakt der Aktionen stand 2021 eine knapp vier Meter hohe Papiertüte am Odeonsplatz, umstellt von rund 250 kleinen Papiertüten. Alle bedruckt mit der Frage „Was trage ich bei? Für eine friedliche Welt“. Die große Tütenskulptur ging in der Folge auf Tournee, machte Station in Kirchen und Begegnungsstätten verschiedener Konfessionen. „Diese waren neben der Pasinger Moschee, dem katholischen Pfarrverband Maria Schutz und Leiden Christi, der evangelischen Himmelfahrtskirche, auch erstmalig die Altkatholische Kirche St. Willibrord“, hieß es beispielsweise in einem begleitenden Zeitungsartikel.
Während die große Friedenstüte ein Jahr lang auf Tournee durch Gotteshäuser unterschiedlicher Religionen ging, um an Frieden zu erinnern, lief die Arbeit der Botschafter des Friedens auf Hochtouren: „Durch Pressearbeit, in Zusammenarbeit mit Freunden und Partnern, unter Mithilfe der Goethe Institute und (internationaler) Hilfswerke wurde international bekanntgemacht, dass jeder diese Tüten anfordern, jeder seinen kreativen Beitrag zum Frieden formulieren darf: Vorne drauf ‚Was trage ich bei? Für eine friedliche Welt – hinten viel Platz für gute Ideen“ erzählt Johannes Volkmann. Denn der freie Papierraum sollte befüllt werden, mit Gedanken und eigenen Taten zum Frieden. Sie konnten gemalt oder gedichtet werden und auch in die Tüte konnte man seine Geschichten des Friedens füllen. Schulklassen, Lehrer, große und kleine Botschafter des Friedens machten mit, und überall dort, wo dies geschah, wurde groß berichtet. Tausende (2500) Tüten wurden zurückgeschickt, die ausgestellt werden sollten. Johannes Volkmann nennt es das „Archiv der friedlichen Handlungen“, er archiviert also all die friedliche Gedanken und Taten in Form eines Kunstwerkes. Diese große Skulptur war erstmalig in der Egidienkirche in Nürnberg ausgestellt. Sie kann nun auf Anfrage überall gezeigt werden. Zur Ausstellung ist auch ein Theaterstück entstanden, lustig, sinnlich und hintergründig. Denn Frieden beginnt immer bei einem selbst, wie man in der Inszenierung erfährt.
Mehr zum Kulturpreis für Johannes Volkmann auf der Homepage der Stadt Nürnberg:
www.nuernberg.de/internet/nuernbergkultur/preistraeger.html#_0_47
Mehr zur Aktion:
www.frieden-leben.de
Mehr zum Papiertheater und den vielen anderen Tätigkeiten des Johannes Volkmann:
daspapiertheater.de/
Über den Autor:
Peter Budig hat evangelische Theologie, Geschichte und Politikwissenschaften studiert. Er war als Journalist selbstständig, hat über zehn Jahre die Redaktion eines großen Anzeigenblattes in Nürnberg geleitet und war Redakteur der wunderbaren Nürnberger Abendzeitung. Seit 2014 ist er wieder selbstständig als Journalist, Buchautor und Texter. Storytelling ist in allen Belangen seine liebste Form.