Ergonomisch entworfen: So geht Arbeit leicht von der Hand

Stifte, Büroartikel oder Werkzeuge, die gut in der Hand liegen, steigern die Freude an der Arbeit. Das gilt auch für rückenschonende Arbeitsplätze. Dreh- und Angelpunkt ist dafür die Ergonomie. Das Institut für Gesundheit und Ergonomie e.V. (IGR), das ergonomische Produkte zertifiziert, vereint mit seinem weitreichenden Netzwerk die aktuellen Forschungsergebnisse rund um die Ergonomie. Heute berät das IGR, gegründet 1998, Unternehmen zur Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Ralf Eisele ist seit 2013 Leiter Marketing und Vertrieb und einer der „IGR-Anwälte für den Rücken“. Mit ihm haben wir uns unterhalten, wie Ergonomie in der Produktentwicklung einfließt. 

Ergonomie bedeutet die Anpassung der Arbeitsbedingungen an den Menschen und nicht umgekehrt. Was umfasst die Ergonomie?

Ralf Eisele: Die Ergonomie besteht einerseits aus der Verhältnisergonomie. Das heißt, die Produktgestaltung erfolgt abgestimmt auf die Maße und unterschiedlichen Ausprägungen des menschlichen Körpers. Dazu gehört am Arbeitsplatz die ergonomische Gestaltung der Arbeitsmittel und der Arbeitsumgebung samt Inventar, den Licht- und Akustikverhältnissen. Ein weiteres Feld ist die Verhaltensergonomie, also die Anleitung zu gesundem Verhalten. Das ist als praktisches Beispiel die ergonomisch korrekte Einstellung und Nutzung von Arbeitsmitteln. 

Was gibt es bei der Ergonomie-gerechten Produktentwicklung zu beachten? 

R. E.: Bei einer Neuentwicklung ist es wichtig, dass Menschen mit ganz unterschiedlichem Körperbau jeweils ein Produkt belastungsarm und sicher handhaben können. Das gilt für Arbeitsmittel genauso wie für Gegenstände des täglichen Bedarfs.

In welchem Stadium der Entwicklung empfehlen Sie, Experten einzuschalten, falls die Expertise im Haus fehlt?

R. E.: Umso früher, umso besser. Denn wer frühzeitig ergonomische Anforderungen in die Entwicklung von Neuheiten einbezieht, vermeidet teure Korrekturen im Nachhinein. Die Berücksichtigung ergonomischer Erfordernisse sollte parallel zur Entwicklung der technischen Funktionalität stattfinden. 

Gibt es typische Fehler, die sich bei einer ergonomischen Produktentwicklung vermeiden lassen?

R. E.: Die ergonomische Form eines Produkts ist nur ein Aspekt. Gleichzeitig sollten die Entwickler beachten, ob die Gefahr einer Falsch- oder Fehlbedienung durch die Nutzer bei der Handhabung oder Einstellung besteht. Denn der gewünschte präventive Effekt kann sich ins Gegenteil verkehren, wenn es beispielsweise darum geht, einen Bürostuhl an die persönlichen Bedürfnisse anzupassen. Wenn die Vielzahl von Einstellmöglichkeiten nicht oder falsch genutzt werden, führt das auf die Dauer zu körperlichen Beschwerden. Daher lohnt es sich, wenn Entwickler ein Augenmerk auf möglichst intuitive Bedienungselemente und verständliche Gebrauchsanleitungen richten. Bei erklärungsbedürftigen Produkten ist eine persönliche Einweisung durch Fachleute unerlässlich.   

Unter Fachleuten ist das IGR Institut für Gesundheit und Ergonomie e.V. sehr gut vernetzt. Was macht die Stärke des Netzwerks aus? 

R. E.: Der interdisziplinäre Ansatz des IGR führt dazu, dass das geballte Fachwissen und damit alle aktuellen Forschungserkenntnisse rund um die Ergonomie in unserem Institut zusammenfließen. Neben Ärzten arbeiten Ingenieure, Physiker, Biomechaniker, Physiotherapeuten, Sportlehrer und Praktiker aus der Arbeitswelt mit und tauschen sich mit den Fachkräften für Arbeitssicherheit oder Vertretern des Betrieblichen Gesundheitsmanagements aus. Alle beschäftigen sich mit einem Spezialgebiet der Gesundheit und der Ergonomie. Der Austausch, gefördert vom IGR, sorgt dafür, dass die Spezialisten des Instituts die ergonomischen Bewegungsabläufe oder Produkte ganzheitlich beurteilen und verbessern können. 

Haben Sie Beispiele, für welche Produktentwicklungen Hersteller erfolgreich mit dem IGR zusammengearbeitet haben. 

R. E.: Das Team des IGR hat mitgewirkt bei Projekten zur Liegeergonomie, Sitzlösungen und Schlafsystemen. Aber auch im Bereich der Verhaltensergonomie konzipieren wir Mitmachprogramme zur Verbesserung der betrieblichen Gesundheit und zur Vermittlung praktischen ergonomischen Wissens. Wir führen diese auch selbst durch, wobei der Spaßfaktor nicht zu kurz kommt. Denn bei uns läuft das Programm unter dem geschützten Titel „Ergotainment“. 

Gibt es andere Wege, wie Unternehmen aus dem umfangreichen Ergonomie-Wissens des IGR schöpfen können? 

R. E.: Unser Ziel ist es, das Thema gesundes Arbeiten in Unternehmen und Behörden zu tragen und dauerhaft ins Bewusstsein zu bringen. Dafür haben wir das Ausbildungsprofil zum „Ergonomiecoach für Multiplikatoren in den Betrieben“ entwickelt. Unsere Trainer vermitteln ein breites theoretisch und praktisch anwendbares Wissen, das die Teilnehmenden in ihren Betrieben wiederum an ihre Kolleginnen und Kollegen weitergeben können. Für Anbieter ergonomischer Produkte bieten wir die Schulung „Besser Verkaufen mit Fachwissen Ergonomie“ an, die Sicherheit rund um Ergonomie-Fragen im Kundengespräch vermittelt. Denn Kompetenz im Beratungsgespräch ist die beste Kundenbindung. In der IGR Akademie bieten wir weitere Trainingsprogramme an.

Herr Eisele, wir danken Ihnen für das Gespräch. 

Special Award Ergonomie

 

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